Nicole hat bei ihrer Blogparade die Frage nach dem letzten Tag gestellt und es ist schon irgendwie schräg, im Beitrag nach meinem perfekten Tag in drei Jahren jetzt diesen Artikel zu schreiben, aber gut. Ich habe selbst schon erlebt, wie schnell sich das Blatt wenden kann, wie schnell es gehen kann, dass Du Dich mit Deiner eigenen Sterblichkeit auseinandersetzt.
Und hej, mal ganz ehrlich… Du brauchst nicht irgendwo am Ende der Welt sein, es kann Dir genauso passieren, dass irgendein Mensch Dich zusammenfährt, irgendein Trottel Dich einfach so anrempelt, dass Du vor die einfahrende S-Bahn fliegst oder einer sich umbringen will und in die Busstation rast, an der Du gerade wartest. Absurd? Nö, in den letzten Wochen und Monaten so in deutschen Großstädten passiert.
Aber mal angenommen, ich wüsste, dass mir morgen einer das Licht ausknipst, was würde ich dann tun?
Ich würde den Sonnenaufgang genießen, ganz für mich allein, ganz still. Und daran denken, dass ich diese Schönheit nie wieder sehe. Und dankbar sein, dass ich sie noch einmal sehe.
Ich würde mit meinem Mann frühstücken, ganz lecker, ganz opulent, pfeif auf die Kalorien. Und einen Grappa zur Verdauung hinterher.
Ich würde die Menschen anrufen, die weit weg wohnen und die ich mag, ihnen das sagen, was ich ihnen schon immer einmal sagen wollte und mich verabschieden.
Ich würde noch einmal gern das Meer sehen, den Sand unter meinen Füßen spüren, mit meinem Mann am Strand spazieren gehen, noch einmal schwimmen.
Ich würde noch einmal mit den Katzen kuscheln, mein Lieblingsessen zu Mittag genießen.
Ich würde in Erinnerungen schwelgen, Fotos anschauen, in alten Reisetagebüchern blättern und mich an all die tollen Sachen erinnern, die ich erleben durfte, die Reisen, die ich gemacht habe, die Dummheiten aus meiner Jugend, darüber lachen. Darüber lachen und vielleicht auch verwundert den Kopf schütteln, dass ich vieles so schwer und ernst genommen habe.
Vielleicht würde ich sogar einen Post auf meinen Blogs und facebook setzen und Ciao sagen.
Ich würde zum Abendessen mit meinem Mann eine Flasche guten Rotwein trinken. Zum Sonnenuntergang würde ich mit dem letzten Glas und ein paar Würfeln irgendwann auf den Boandlkramer warten. Die Klamotte mit dem Kirschgeist kennt er schon, aber vielleicht würde er sich ja von einem Glas guten Rotwein verführen lassen. Und ich könnte um mein Leben zocken. Wäre sicher lustig.
Wer die Geschichte nicht kennt, der sollte sich mal den Brandner Kasper als Film oder Theaterstück gönnen.
Wenn er nicht kommt, dann vielleicht der TOD auf Binky (Terry Pratchett), der ein Herz für Katzen hat. Vielleicht wäre Jerry, mein Kater, dabei. Ich denke, an sich ist der Tod kein übler Geselle.
So oder so, die letzten Minuten stelle ich mir am schwierigsten vor, warten auf das Unausweichliche.
Das würde ich gern einerseits ewig hinauszögern und dann doch so schnell wie möglich hinter mich bringen.
Ich wünsche mir, dass es mich aus heiterem Himmel trifft, Einschlafen ohne Aufzuwachen, ohne großes Überlegen, ohne lange Krankheit. Das ist eine Gnade.
Letztendlich wissen wir alle nicht, wann uns der Schnitter holt, heute, morgen oder in 40 Jahren. Ich habe gelernt, dass Du und ich, dass wir alle unser Leben genießen sollen, wir selbst sein sollen, uns nicht allzu ernst nehmen sollen, lieber Erinnerungen statt Geld horten sollen und nie im Streit auseinander mit denen auseinander gehen sollen, an denen uns wirklich etwas liegt.
Nur einfach in den Tag leben ist auch nicht das Wahre und ich will nicht dazu aufrufen, alles einfach sein zu lassen, denn vielleicht hast Du wirklich noch 30, 40, 50 Jahre vor Dir, vielleicht mehr.
Aber nimm Dir Deinen Freiraum, lass Dich nicht von Menschen oder Systemen auffressen, die Dir nicht guttun, lebe und kämpfe für Deine Werte, für das, was für Dich wichtig ist. Der Schnitter kommt, das ist sicher. Und wie willst Du ihm gegenüber treten? Mit einem satten Überstundenkonto oder einem satten Lebens-und Erlebniskonto?
Sei dankbar für das, was Du hast und was das Leben Dir täglich gibt.
Denke daran, Dein Leben ist jetzt, in genau diesem Moment. Vergangenheit ist vergangen, die kannst Du nicht ändern, die Zukunft nur bis zu einem gewissen Grad beeinflussen (erinnere Dich an den Typen, der in die Bushaltestelle rast).
Aber jetzt, diesen Moment, den kannst Du leben.
Jetzt Du: Wie wäre Dein letzter Tag? Mach Dir einfach mal Gedanken darüber, auch wenn Du das nicht als Kommentar hinterlässt.
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Hallo Ivana,
wenn ich darüber nachdenke wie kurz und flüchtig das Leben ist, dann kommen mir meine Probleme irgendwie meist nichtig vor. Und doch mache ich im Alltag aus Mücken oft Elephanten ;=)
Jetzt mit 42 Jahren wird mir machmal bewusst, dass ich nicht ewig Zeit habe, herauszufinden, wie ich leben möchte. Der ganze Prozeß scheint aber halt seine Zeit zu brauchen.
Am letzten Tag meines Lebens werde ich hoffentlich nicht bereuen, Dinge nicht getan zu haben.
Ich finde es übrigens toll, dass Du den Sprung gewagt hast,Deinen festen Job zu kündigen.
Viele Grüße
Bettina
Hallo Bettina,
danke für den netten Kommentar 🙂 Ja, wir sind so in dem Altern, in dem man sich Gedanken macht….
Am Ende will ich auch nichts bereuen. Ich denke, das ist dann wirklich schlimm, wenn Dir bewusst wird, dass Du vieles nicht wenigstens versucht hast.
Liebe Grüße,
Ivana
Liebe Ivana 🙂
Ich danke dir fürs Mitmachen bei meiner Blog-Parade. „Ich wünsche mir, dass es mich aus heiterem Himmel trifft, Einschlafen ohne Aufzuwachen, ohne großes Überlegen, ohne lange Krankheit. Das ist eine Gnade.“ Das ist wohl das Schönste, was einem schlussendliche passieren kann. Einfach loslassen wenn die Zeit gekommen ist
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag.
Liebe Grüsse,
Nicole
Liebe Nicole,
danke Dir für die Anregung, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Liebe Grüße,
Ivana