Du kennst doch bestimmt auch den Spruch „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Nein, keine Angst, es wird jetzt weder biblisch noch christlich, aber dieser Satz ist es durchaus wert, sich mit ihm einmal näher zu befassen.
Wenn wir uns zuhören und dann aber auch hinhören, wie wir mit uns und wie mit anderen Menschen sprechen, die uns am Herzen liegen, dann liegen da häufig Welten oder sogar Universen dazwischen.
Beobachte dich einmal, wie du mit deiner besten Freundin sprichst, wenn sie Kummer hat. Bestimmt bist du verständnisvoll, machst ihr einen Tee oder Kaffee oder es gibt Eis und Rotwein, je nach Katastrophenlage. Du reichst ihr ein Taschentuch und versuchst sie aufzumuntern. Wenn sie sich selbst klein macht, dann fallen dir 1000 Beispiele ein, die das Gegenteil behaupten und irgendwann wird sie unter Tränen auch wieder lächeln.
Und jetzt zu dir, wenn etwas schief gelaufen ist: Du packst häufig die größte Keule aus, die du finden kannst und bist enttäuscht, weil keine größere gibt. Du holst richtig aus und haust auf dich drauf. Kein Schimpfwort ist groß genug, um dir endlich mal zu sagen, was du von dir hältst.
Jetzt denke noch einmal an den Satz mit der Nächstenliebe. Da stimmt doch was nicht. Wenn du deine Freundin so behandeln würdest wie dich, dann wäre sie entsetzt und du auch. Zu Recht.
Fakt ist also, dass wir sehr oft mit anderen Menschen freundlicher umgehen als mit uns selbst. Da lassen wir es nicht zu, dass sie sich klein machen und bei uns machen wir das Gegenteil. Eigentlich ziemlich bescheuert oder?
Das Fatale daran ist, dass es nur einen Menschen gibt, der das ändern kann und das bist du selbst, Auch wenn dir alle anderen sagen, wie wunderbar du bist, solange du es selbst nicht für dich annehmen kannst, wirst du dich weiter zerfleischen.
Übrigens bedeutet es nicht, dass du dir nur noch permanent auf die Schulter klopfen sollst, selbst wenn du etwas vermasselt hast. Das passiert jedem, auch deiner besten Freundin. Doch was sagst du ihr? Machst du sie nieder oder wäschst ihr den Kopf, nimmst sie dann aber wieder in den Arm und ihr überlegt gemeinsam, wie sie aus dem Schlamassel herauskommt?
Selbstliebe und ein freundlicher Dialog mit sich selbst bedeutet nicht, dass du keine Kritik äußern darfst. Kritik darf sein, aber bitte konstruktiv und wertschätzend. Die Keule bleibt in der Ecke liegen.
Blicke mal in eine Kristallkugel und ein paar Jahre in die Zukunft. Stelle dir vor, du änderst nichts. Wie wird dein Leben aussehen? Wie wird dein Gesicht aussehen? Wie deine Beziehung zu anderen Menschen, dein Beruf, dein Erfolg, was auch immer er für dich bedeutet?
Und nun stelle dir dieselben Fragen, aber stelle dir vor, du bist im Einklang mit dir. Du hast deinen Frieden mit dir gemacht und bist dir eine gute, die beste Freundin geworden. Wer ist nun diese Frau?
Welche würdest du gern sein?
Ich glaube, die Antwort ist eindeutig.
Was kannst du also tun, um freundlicher mit dir umzugehen?
- Starte am Morgen mit freundlichen Worten zu dir und zum Tag selbst. Mache es konsequent, auch wenn es dir am Anfang komisch vorkommt und schwer fällt, weil dein Job dich gerade nervt.
- Schlafe mit freundlichen Worten zu dir und einem Lächeln auf den Lippen ein.
- Achte darauf, wie du mit dir sprichst. Dein innerer Dialog formt deine Gefühle und deine weiteren Gedanken.
- Gehe in die Stille. Das kann der Wald sein, ein Fluss oder See oder meditiere.
So lernst du wieder die wahre innere Stimme zu hören, die sanft mit dir umgeht. Das Gemotze ist das perfektionistische Ego, das dank einiger Blockaden und negativer Glaubenssätze einfach um sich schlägt wie ein Tier, das in die Enge getrieben wurde. - Umarme dich selbst. Mach es gleich jetzt. Nimm dich liebevoll in den Arm.
- Nimm dir bewusst Zeit für dich und erzähle mir bitte nicht, dass du keine 10 Minuten innerhalb von 24 Stunden Zeit findest.
Schließe in diesem 10 Minuten deine Augen und stelle dir eine Szene vor, die für dich Liebe und Annahme ausdrückt. - Mache das, was du tust, mit Liebe und Hingabe. Wenn du schon Energie in die Tätigkeit steckst und Zeit aufwendest, dann mache es so, dass du wenigstens ein klitzekleines Bisschen stolz darauf sein kannst.
Die Zeit und die Energie wendest du ohnehin auf, also mache es mit Liebe, dann geht es leichter und das Ergebnis wird besser. Das wird dich auch zufriedener machen. - Behandele auch andere Menschen so wie du gern behandelt werden möchtest.
Verbreite selbst Liebe und Respekt, das wird auch deinen inneren Dialog mit dir verändern. Du kannst dich nicht permanent selbst beschimpfen, wenn du zu anderen freundlich und respektvoll bist.
Achtung: Das heißt, nicht, dass du alles mit dir machen lassen sollst. Du kannst auch respektvoll „Nein“ sagen. - Richte deinen Fokus auf Dankbarkeit aus und wenn du es noch nicht tust, dann fange jetzt mit einem Dankbarkeitstagebuch an.
- Mach dir klar, dass du nicht jedem gefallen kannst, wirst und musst. Selbst Buddha oder der Dalai Lama wird nicht von allen gemocht. Das ist hart, aber es ist so.
Nicht jeder mag Eis, Schokolade oder Pasta, selbst wenn es die meisten Menschen lieben, zumindest die, die ich kenne. Verschwende daher keine Energie darauf.
Es wird IMMER jemand geben, der dich nicht mag. Was soll´s?
Du KANNST deinen inneren Dialog ändern.
Du kannst dich dafür bewusst entscheiden, freundlich zu dir zu sein.
Das funktioniert, aber es braucht Zeit. Manchmal braucht es auch viel Zeit, es ist ein Prozess.
Keiner wacht eines Morgens auf und liebt sich selbst bedingungslos. Aber wenn du nicht jetzt anfängst, wie viel Zeit willst du noch verschwenden, wie viel Energie in einen inneren Dialog stecken, der dich permanent klein hält?
Erinnere dich an den Blick in die Zukunft und die zwei Varianten von dir. Der beste Moment, damit anzufangen, freundlicher zu dir zu sein, ist jetzt.
Und jetzt du: Schreib in die Kommentare, was du heute machst, damit du jetzt und in Zukunft freundlicher mit dir sprichst.
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