Wann weiß ich, dass ich wirklich bereit bin, mir oder anderen die Karten zu legen? Woher weiss ich, dass meine Deutungen stimmen? Ich bin unsicher, ob ich richtig liege, denn im Buch von XY steht es doch ganz anders. Ich kann mir nicht die ganzen Bedeutungen der Karten merken und zweifele daran, dass Tarot etwas für mich ist.

Diese und andere Aussagen habe ich mehr als einmal gehört und – unter uns – mir auch alle selbst erzählt. Ich war genau an diesen Punkten und doch hat mich Tarot nicht losgelassen.

Ich möchte dir heute ein paar Tipps geben, wie du mehr Selbstvertrauen in dich und deine eigene Sichtweise auf Tarot bekommst.

1. Es gibt keine absolute Wahrheit

Im Tarot gibt es keine absolute Wahrheit und das ist einer meiner wichtigsten Punkte. Es gibt, wie bei den Juristen, eine herrschende Meinung zu den Karten und zu den Symbolen, aber es gibt immer auch abweichende oder Mindermeinungen. Standard sind 78 Karten, aber es gibt Decks mit mehr oder weniger Karten.

Im klassischen Tarot de Marseille, im Thoth-Tarot und Decks, die sich daran anlehnen wie das Wild Unknown Tarot, ist in der Grossen Arkana die Karte 8 die Gerechtigkeit und die Karte 11 die Kraft, im Rider-Waite-Smith und in den Decks, die sich daran anlehnen, ist es gerade umgekehrt.

Traditionell stehen die Schwerter für das Element Luft, die Stäbe für Feuer, die Kelche für Wasser und die Scheiben für Erde. Bei den Gardenarian Wicca, einer neuheidnischen Gruppe ist es bei den Schwertern und Stäben umgekehrt. Für Etteilla (18 Jhdt. ) standen die Stäbe für Erde und die Scheiben für Feuer.

Du siehst, es gibt ganz unterschiedliche Sichtweisen auf die Karten, auch wenn es in vielen Bereichen Einigkeit gibt. Aber keine Sichtweise ist die einzig wahre. Auch die Deutungen in den Büchern stellen eine Momentaufnahme dar. Vielleicht haben die Autoren ihre Sichtweise verändert oder erweitert.

Das sollte dir das Selbstvertrauen geben, dass auch deine Meinung richtig ist und zählt. Es gibt einfach eine grosse Vielfalt im Tarot und du gehörst dazu.

2. Fange einfach an

Tarot Keltisches Kreuz

Als ich mit Tarot angefangen habe, habe ich mich natürlich auch am Keltischen Kreuz versucht. Schliesslich ist es DAS Standardlegemuster schlechthin. Du findest es in so gut wie jedem Buch über Tarot und auch in vielen Begleitbüchlein, die so oft bei den Karten mit dabei sind. Auch beim Keltischen Kreuz gibt es übrigens leichte Abwandlungen, das nur nebenbei.

Wenn du gerade mit Tarot startest, wirst du mit einem Legesystem mit 10 Karten hoffnungslos überfordert sein. Mir ging es zumindest so. Ich saß vor den Karten, das Deutungsbuch in der Hand und sah nur noch Fragezeichen. Erst einmal kannte ich die Bedeutungen nicht und dann haben die, die ich im Buch gefunden habe, auf den einzelnen Positionen nicht wirklich Sinn gemacht.

Mit dem Keltischen Kreuz anzufangen war für mich zu komplex und hat mir die Lust auf Tarot erst einmal gründlich verdorben. Um ehrlich zu sein, das hat mir bis zu einem gewissen Grad bis heute dieses Legesystem vermiest.

Ich würde dir raten, mit Tageskarten und kleinen Legungen mit zwei oder drei Karten anzufangen. Auch da kannst du schon viel herauslesen.

Wenn du dir nicht selbst täglich die Karten legen willst, dann lege doch drei Karten für deine Katze, deinen Hund, deine Lieblingsroman- oder Filmfigur.

Allein zum Üben und um Zusammenhänge zu beschreiben kannst du z.B. immer zwei Karten nehmen und die erste Karte ist ein Substantiv, die zweite ein Verb. So können die Sonne und die Zwei der Schwerter zum Satz „Für Erfolg musst du eine Entscheidung treffen“ verbunden werden.

Fange einfach an, aber fange an. Mit Übung wird es dir mit der Zeit immer leichter fallen, eine Verbindung zwischen den Karten zu finden und das wird dein Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten stärken.

3. Führe ein Tarot-Journal

Ich habe, nachdem ich endlich meinen Zugang gefunden habe, schnell mit einem Tarot-Journal angefangen. Dort habe ich meine Deutungen der 78 Karten reingeschrieben, meine Legesysteme und meine Deutungen. Genau das würde ich dir auch empfehlen, denn dann hast du alle deine Gedanken und Ideen an einem Ort.

Mit der Zeit entsteht auch dein eigenes persönliches Nachschlagewerk, auf das du stolz sein wirst. Du wirst vielleicht so wie ich weiter Bücher über Tarot lesen und dein Journal auch ergänzen, wenn es für dich stimmig ist, aber du wirst wissen, dass es ganz viele Wege gibt, die sich gegenseitig inspirieren.

Wenn du deine Deutungen aufschreibst, kannst du zudem immer wieder nachschauen, wie du die Karten gedeutet hast und es mit deiner aktuellen Sicht vergleichen. Du erkennst, was du in der Zwischenzeit alles dazugelernt hast und wie du dich entwickelt hast.

Vielleicht passen auch nach einigen Wochen oder Monaten deine Interpretationen nicht mehr zu deinen alten Sichtweisen. Das ist ein völlig normaler Entwicklungsprozess und daran siehst du, dass du Fortschritte machst. Wenn du das nicht dokumentierst, dann wirst du das schwerlich erkennen und glauben, dass du auf der Stelle trittst.

Wenn du regelmässig alles aufschreibst, dann siehst du, welchen Weg du zurückgelegt hast.

Mehr Gründe für ein Tarot-Journal findest du übrigens in der Episode 32.

4. Schreibe Geschichten zu den Karten

Eine gute Möglichkeit, dich mit den Karten ganz persönlich zu verbinden und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen ist, kreativ zu werden. Da ich nicht wirklich gut zeichnen kann, schreibe ich lieber. Das Medium meines Mannes wäre Musik. Wähle die Art und Weise, die dir am besten liegt.

Ich kann hier nur aus meiner Sicht erzählen und ich mag es sehr, Geschichten zu den Karten zu schreiben. Du kannst dir dazu eine Karte nehmen oder drei oder fünf Karten ziehen und daraus eine ganze Geschichte entwickeln. Diese Übung hilft dir auch dabei, eine Verbindung zwischen den Karten herzustellen und das nutzt dir natürlich bei deinen Deutungen.

Ich sehe natürlich bei einer Legung die einzelnen Karten, aber ich verbinde auch die Karten zu einer Geschichte, stelle Querverbindungen zwischen ihnen her. Wenn du schon Übung darin hast, indem du Geschichten dazu erzählst, wird es dir leichter fallen.

Zudem bekommst du auch einen ganz neuen Blick auf die Karten, wenn du dir eine Geschichte dazu ausdenkst.

Tarot Zwei der Stäbe

Nimm einfach einmal die Zwei der Stäbe als Beispiel. Dort steht ein reich gekleideter Mann auf einer Stadt- oder Burgmauer. Er hält eine Weltkugel in der Hand und blickt über das Land. Im Hintergrund erheben sich Berge, aber der Blick des Mannes geht über die Stadt in Richtung Meer.

Er kann ein Kaufmann sein, der sich durch die Mauern der Stadt eingeengt fühlt. Vielleicht hat er gerade das Geschäft von seinem Vater übernommen, der gerade vor kurzem verstorben ist. Er muss sich um seine Mutter und seine Schwester kümmern und sie versorgen. Doch eigentlich würde er viel lieber mit den Schiffen segeln, die in seinem Auftrag zu fernen Ländern aufbrechen, um dort Seide, Gewürze und Tee einzukaufen, die er wiederum weiterverkauft. Er träumt von exotischen Städten, bunten Märkten, fremden Gerüchen und doch ist er in den Mauern gefangen. Materiell geht es ihm gut, aber seine Seele ist unzufrieden, rastlos. Was müsste passieren, damit er seinen Traum leben könnte? Was müsste er in die Wege leiten? Er kann seine Mutter und seine Schwester nicht allein lassen. Er braucht einen Plan, damit alles funktioniert.

Wenn du dich auf diese Weise den Karten näherst, in Bildern denkst, dann fangen sie an, mit dir zu sprechen und du kannst sie ganz anders deuten als wenn du in einem Buch zu der Karte die Schlagworte Indifferenz, Unentschlossenheit, Planung oder Komfortzone liest.

5. Finde deine Lieblingskarten

Jede*r hat seine Lieblingskarten und Karten, die nicht so zu den Favoriten zählen. Meine Lieblingskarten sind unter anderem der Narr, die Kraft und irgendwie auch der Tod sowie die Acht der Schwerter. Wenn ich mir ein neues Deck hole, dann schaue ich immer erst nach diesen Karten und ob sie mich ansprechen.

Mit dem Zugang zur Mässigkeit, zum Stern (ja, tatsächlich) oder zu einigen der Hofkarten habe ich mir lange schwer getan.

Und ja, manchmal stockt es auch heute noch bei den Karten und ja, das ist völlig normal. Jede*r hat einmal Aussetzer, egal wie lange er/sie sich schon mit Tarot befasst. Nur gibt man so etwas einfach ungern öffentlich zu. Aber ich möchte dir hier kein unrealistische Bild vermitteln, sondern Klartext reden, damit du nicht zu hohe oder überzogene Erwartungen an dich selbst stellst und frustriert bist.

Gehe einfach mal schnell durch dein Lieblingsdeck und bewerte jede Karte mit einem Ja / Nein oder mag ich / mag ich nicht ohne gross nachzudenken. Höre einfach auf den ersten Impuls, ob du mit der Karte spontan etwas anfangen kannst oder nicht. Das gibt dir schon eine erste Orientierung.

Wenn du deine Lieblingskarten gefunden hast, dann würde ich dir raten, dich zuerst auch mit ihnen zu befassen. Es fällt dir leichter, mit ihnen in Verbindung zu treten und vielleicht erkennst du dich in ihnen wieder oder projizierst deine Wunschvorstellung in sie. So oder so, du hast einen besseren Zugang zu diesen Karten und dann fange mit ihnen an.

Es macht in meinen Augen keinen Sinn, wenn du dich quälst, weil du erst mit schwierigen Karten beginnst oder systematisch durch die Karten durchgehst.

Tarot darf und soll bei aller Ernsthaftigkeit Spass machen und du darfst es dir auch leicht machen. Aber achte darauf, dass du dich irgendwann wirklich mit allen Karten auseinandersetzt. Gerade die schwierigen bieten Wachstums- und Erkenntnispotenzial für dich. Wenn du es dir noch einfacher machen willst, dann lade ich dich zu meinem Tarot-Praxiskurs ein oder in die Tarot-Gilde, in der wir uns regelmässig, d.h. meist 2x im Monat live zu Tarot austauschen.

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6. Werde zur/zum Forscher*in

Gerade das traditionelle Rider-Waite-Smith-Tarot und noch mehr das Toth-Tarot strotzen nur so vor Symbolik. Farben, Landschaften, Ziffern werden bewusst eingesetzt und haben eine tiefere Bedeutung.

Um dir die Karten zu erschliessen, kannst du in die Welt der Elemente, Numerologie, Farbgebung, Astrologie, Kabbala, Hermetik, Magie und Mythologie abtauchen – und darin ertrinken. Du musst meiner Meinung nach nicht alle Disziplinen beherrschen, aber ich finde, es schadet nicht, wenn du zur/zum Forscher*in wirst und über die wichtigsten Symbole recherchierst.

Was kannst du über das Unendlichkeitszeichen herausfinden, das du beim Narren, bei der Kraft, bei der Welt und dem Magier siehst?

Was bedeutet die rote Feder, die du beim Narren, beim Tod, bei der Sonne, bei der Neun der Kelche, beim Pagen der Stäbe, beim Ritter der Schwerter und beim Ritter der Stäbe findest? Ist es immer dieselbe Bedeutung oder unterscheidet sie sich (für dich)?

Was bedeutet das Kreuz bei der Hohepriesterin, beim Hierophanten, beim Gericht und beim Gehängten?

Woher stammen die unterschiedlichen Symbole? Gibt es unterschiedliche Bedeutungen in unterschiedlichen Kulturen? Hat sich die Bedeutung geändert?

Welches gemeinsame Thema, welchen gemeinsamen Nenner haben die Fünf der Schwerter, der Stäbe, der Kelche und der Scheiben?

Ich würde dir empfehlen, dir einen Bereich herauszupicken und da in die Tiefe zu gehen. Wenn du von einem Bereich überhaupt nichts weisst, dann packe es nur an, wenn es dich wirklich sehr interessiert. Gerade bei Astrologie und Kabbala kann es geradezu uferlos werden und dann könntest du leicht den Fokus verlieren und dich überfordert fühlen. Für den Anfang würde ich dir raten, dich mit den Elementen und Numerologie zu beschäftigen. Einen kleinen Einstieg zu den Elementen findest du in der Episode 27 oder in der Gilde.

7. Erwarte nicht zu viel zu schnell von dir

Ich bin Widder und Geduld gehört nicht wirklich zu meinen Stärken. Ja, ich kann mich manchmal in Dingen verlieren und sehr viel Geduld haben, aber wenn ich etwas Neues lerne, dann will ich schnell Ergebnisse sehen. Nein, eigentlich sofort. Sonst habe oft ich das Gefühl, dass es nichts für mich ist. Es gibt Ausnahmen, aber das ist bei mir die Regel.

Ich kenne das auch von einigen meiner Kundinnen. Sie besorgen sich ein Deck und ein Buch und dann soll es schon losgehen. Das ist an sich gut, aber wenn die Erwartungen zu hoch sind, wenn du dich zu sehr unter Druck setzt, dann verlierst du die Freude daran. Wenn du binnen kürzester Zeit Ergebnisse erwartest und sie nicht bekommst, dann verlierst du die Freude und dein Vertrauen in deine Fähigkeiten. Und das nur, weil du zu viel zu schnell von dir erwartest, statt dir die nötige Zeit zu geben.

Es ist dabei egal, ob du Tarot lernst oder Italienisch. Das ist übrigens ein ziemlich guter Vergleich, denn ich sehe beides als Sprachen an. Tarot bedient sich einer Sprache aus Bildern, aus Symbolen, aus Farben, aus Nummern und noch einiges mehr. Es gibt die Grundbedeutungen, aber auch die subtilen Untertöne, genau wie bei einer Sprache. Je nach Zusammenhang können ausserdem die Bedeutungen variieren.

Wenn du über z.B. Paul sagst, dass er einen Kater hat, kommt es auf den Zusammenhang an. Hat er einen kleinen pelzigen und schnurrenden Kumpel oder einen über den Durst getrunken. Wenn Lisa das Gericht lobt, dann kannst du nur aus dem Kontext schliessen, ob sie gut gegessen hat oder einen juristischen Sieg errungen hat. Wenn Petra mit der Maus spielt, hat sie ein Nagetier Zuhause oder sitzt sie am Computer?

Wenn du zu viel zu schnell von dir erwartest, dann ist Frust quasi vorprogrammiert. Du wirst von dir enttäuscht sein und dein Selbstvertrauen in deine Fähigkeiten, Tarot zu verstehen, werden rapide nach unten sinken.

Ich weiss, es ist nicht einfach, aber nimm dir Zeit. Wenn du nicht gerade ein Sprachgenie bist, wirst du nicht Italienisch an einem Wochenende lernen und ich denke, du wirst in dem Fall eine realistische Erwartung an dich haben.

Nimm dir mit Tarot auch deine Zeit, gehe es spielerisch an. Ein paar Tipps und Übungen habe ich dir hier verraten, aber werde ruhig auch selbst kreativ. Erwarte nicht, dass du innerhalb einer Woche oder nach der Lektüre eines Buches perfekt bist. Das kann, genau wie mein Praxiskurs ein Einstieg sein, aber genau wie bei einer Sprache wirst du üben müssen und Zeit brauchen. Setze dich nicht unter Druck, hab Spass und glaube mir, es lohnt sich und es wäre sehr schade, wenn du aufgibst, einfach weil du zu ungeduldig bist.

Hinweis: Rider-Waite-Smith-Deck, gemeinfrei, weil die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Kennst du eigentlich schon meinen Tarot-Starter-Guide?

Dort verrate ich dir

  • wie du dein richtiges Deck findest,
  • wie du die Karten kennenlernst,
  • wie deine erste Legung aussehen kann und
  • welche Fragen du den Karten stellen kannst.

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Ivana