Diese Frage stellt Andrea und macht eine Blogparade daraus. Ich finde es spannend zu lesen, was andere unter diesem großen Begriff verstehen und möchte auch meinen Beitrag dazu leisten.
Freiheit… Ja, das ist ein großes Wort. Vielleicht kennst Du auch das Lied von Westernhagen, in dem er singt, dass Freiheit das Einzige ist, was zählt.
Was bedeutet das aber ganz konkret? Immer nur das zu tun, was ich will und das zu lassen, was ich nicht mag? Wäre schön, aber ich lebe nicht allein auf einer einsamen Insel, sondern in einem gesellschaftlichen System, das mir gewisse Zwänge auferlegt. Wenn ich z.B. etwas zu essen kaufen will, brauche ich Geld und für dieses Geld muss ich etwas tun. Und wenn ich Geld verdiene, habe ich es auch nicht zu 100% für mich allein, denn der Staat will auch etwas davon abhaben. Die totale Freiheit, nur nach meinem Gusto zu leben, die habe ich also nicht. Es gibt immer irgendwelche Regeln, an die ich mich halten muss, wenn ich keine Strafmaßnahmen wie z.B. Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung oder Knöllchen wegen zu schnellem Fahren provozieren möchte.
In welchem Rahmen kann und will ich mir Freiheit nehmen?
Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Grenzen in unseren Köpfen existieren. Das sind so Dinge, die wir gelernt haben und die gern mit den Worten anfangen wie „das tut man doch nicht“ oder „das ist üblich“ oder „das ist normal“ oder auch „das haben wir schon immer so/noch nie so gemacht“. Mit bester Absicht werden uns Glaubenssätze in den Kopf gepflanzt, damit wir mit dem Strom schwimmen, denn das ist immer noch am bequemsten. Du eckst nicht an und bist sozial anerkannt, denn Du bist so, wie man es erwartet.
So nebenbei, wer ist dieser ominöse „man“ überhaupt?
Bevor ich abschweife…
Es ist immer Deine Entscheidung
Ganz ehrlich, wir sind alles vernunftbegabte Wesen, die denken können. Und daher ist es immer Deine Entscheidung, inwieweit Du das akzeptierst und tust, was „man“ eben so tut. Genau das ist Deine und meine Freiheit. Jede Entscheidung hat ihren Preis.
Entscheidest Du Dich dafür, mit der Masse mitzuschwimmen, macht es Dein Leben sicher einfacher. Der Preis kann aber sein, dass Du vielleicht nicht zufrieden bist. Vielleicht bist Du aber auch völlig happy damit, das ist auch vollkommen in Ordnung so.
Entscheidest Du Dich dafür, gegen den Strom zu schwimmen, wirst Du wahrscheinlich mit komischen Sprüchen, Neid und anderen „sozialen Strafmaßnahmen“ konfrontiert, vielleicht auch nur mit verständnislosen oder mitleidigen Blicken. Aber vermutlich bist Du zufriedener, denn Du machst Dein Ding und folgst Deinem Herzen. Das ist vielleicht nicht immer leicht, aber auf Dauer befriedigender, wenn Du entsprechend tickst und Dich der Herausforderung stellst.
Die eine Entscheidung ist nicht besser oder schlechter als die andere, sie ist einfach eine andere Entscheidung und jede hat ihre Konsequenzen.
Wenn ich mir Pizza statt Salat bestelle, dann habe ich am nächsten Tag vielleicht ein paar Gramm mehr auf der Waage, aber mit was bin ich zufriedener, mit Salat oder Pizza auf meinem Teller?
Ich habe die Freiheit, mich zu entscheiden. Und so wie bei der Pizza und dem Salat ist es mit den meisten Dingen, da wir nun einmal nicht auf der einsamen Insel leben.
Ich habe die Freiheit zu entscheiden, mit meinem Partner zusammenzubleiben oder mich zu trennen. Ich habe die Freiheit der Entscheidung, in meinem Job zu bleiben oder zu gehen. Keiner zwingt mich, einen Spritschlucker zu fahren statt eines Kleinwagens, der die Hälfte verbraucht. Es ist meine freie Entscheidung, Fleisch zu essen oder auch nicht.
In großen wie in kleinen Dingen habe ich die Macht, die Macht der freien Entscheidung und letztendlich ist das die Freiheit, die jeder hat. Und es ist wiederum meine Entscheidung, was ich mit dieser Freiheit anfange. Unterwerfe ich mich den Normen oder breche ich die Regeln? Beides hat Konsequenzen und die Verantwortung für mich muss ich übernehmen. Das nimmt mir keiner ab.
Freiheit kommt nicht von außen.
Wir haben die Freiheit in uns und Du solltest Dir darüber klar werden, wie Du sie nutzen willst. Jeden Tag aufs Neue.
Meine Reisen haben mich auch immer eines gelehrt, es gibt immer einen Weg und Du hast die Freiheit, Dich zu entscheiden, welchen Du wählst. Und wenn Du doch einmal in einer Situation steckst, auf die Du keinen Einfluss hast, z.B. Du stehst im Stau oder hast einen Gipsfuß, dann liegt Deine Freiheit darin, Dich bewusst zu entscheiden, wie Du mit der Situation umgehst und welche Einstellung Du dazu hast. Du kannst alle anderen für Dein Elend verantwortlich machen und so Energie verschwenden oder Du kannst die Situation annehmen und Deine innere Haltung zu der Situation überdenken, versuchen, sie aus einer anderen Perspektive zu sehen und das Beste daraus zu machen.
Und wenn Du mir jetzt damit kommst, dass das schwierig und bei manchen Krankheiten quasi unmöglich ist, dann lass Dir gesagt sein, ich spreche aus eigener Erfahrung und weiß, von was ich rede: Es ist möglich und keiner hat gesagt, dass es leicht ist.
Meine Anregung und Aufforderung an Dich ist an dieser Stelle: werde Dir darüber klar, dass Du die Freiheit hast, Dich zu entscheiden und wenn es auch nur Deine Herangehensweise ist. Diese Freiheit gibt Dir die Macht, über Dein Leben zu bestimmen, es nach Deinen Vorstellungen zu formen und Dein Denken zu steuern. Das machst Du mit jeder Entscheidung. Dich nicht zu entscheiden, ist übrigens auch eine Entscheidung.
Jede Entscheidung ist richtig, wenn sie sich für Dich richtig anfühlt.
Du hast diese Freiheit und Du musst den Preis zahlen, immer, für alles, was Du tust.
Und um noch einmal auf die Frage von Andrea zurückzukommen, was Freiheit für mich bedeutet: Freiheit bedeutet für mich, mir darüber klar zu werden, was ich will, mein Leben so gestalten zu können, wie ich es will und auf diese Weise Verantwortung für mich und mein Leben zu übernehmen.
Und jetzt bin ich auf Deinen Kommentar gespannt: Was bedeutet Freiheit für Dich?
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Liebe Ivana,
um es auf den Punkt zu bringen: Frei zu sein heißt für mich, immer eine Wahl zu haben!
Und mir persönlich ist meine Freiheit in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Bis dahin war ich ein eher sicherheitsbewusster, vielleicht auch ängstlicher Mensch, und traute mich einfach nicht, etwas für die Verwirklichung meiner Träume zu tun.
Doch unsere Seele möchte frei sein, und Mitte 30 stellte sich mir dann plötzlich die Frage: Was will ich? 1997 machte ich dann die für mich so wesentliche Erfahrung, dass ich nur sehr wenig brauche, um glücklich zu sein. Und mir wurde zum ersten Mal wirklich bewusst, dass ich ein freier Mensch bin! Mein damaliges Schlüsselerlebnis habe ich in meinem Bericht „Zum Leben erwacht“ festgehalten:
Zum Leben erwacht (PDF)
Alles Liebe,
Jürgen
Hallo Jürgen,
danke für Deinen Kommentar. Ich denke auch, jeder hat immer die Wahl und wenn es die Wahl der Gedanken ist, die wir über eine Situation denken. Ich freue mich für Dich, dass Du Deine Träume lebst, toll!
Liebe Grüße,
Ivana
Oh wie Recht du hast, liebe Ivana! Das wir überhaupt Entscheidungen können und so frei sein können und was für ein Geschenk das ist wurde mir so richtig eigentlich erst auf meiner Indienreise bewusst. Zu oft vergessen wir doch, was für ein Segen unsere Freiheit doch ist.
Ich mag auch besonders gerne deinen Satz „Jede Entscheidung ist richtig, wenn sie sich für dich richtig anfühlt.“ Love it! 🙂
Liebe Grüße und bis bald!
Anja
Liebe Anja,
ja, reisen öffnet einem die Augen für so manches. Für mich war Nepal in mancher Hinsicht ein Augenöffner, dazu bald mehr.
Sich nicht entscheiden geht nicht und wir sollten auch öfter auf unsere Intuition hören.
Liebe Grüße,
Ivana